Fallbeispiel: Ich treffe sehr oft zu tief
Woran liegt es, dass ich ständig denselben Fehler mache oder das gleiche Trefferbild erziele? Diese Frage lässt sich jedoch nicht so leicht beantworten. Es gibt nämlich viele mögliche Ursachen dafür.
Um den genauen Grund herauszufinden, sollte man sich Schritt für Schritt die verschiedenen Ursachen näher anschauen und prüfen. Wenn man mehrere mögliche Ursachen kennt, muss man sie einfach der Reihe nach durchgehen, um den wahren Grund zu finden.
Dies gilt allerdings nur dann, wenn der Fehler häufig auftritt. Wenn der Fehler nur gelegentlich passiert, ist das nicht so tragisch. Man muss sich beim nächsten Schuss nur auf die korrekte Schusstechnik konzentrieren.
In unserem Fallbeispiel geht es darum, dass jemand sehr oft zu tief trifft. Wir wollen hier alle möglichen Ursachen einzeln durchgehen und Lösungen dazu anbieten.
1) Zu wenig Kraft im Zugarm, zu wenig Auszug

Oft passiert es, dass man zu wenig zieht. Dadurch hat der Pfeil eine geringere Geschwindigkeit und trifft dadurch logischerweise tiefer. Je weiter die Schussentfernung ist, desto größer ist die Abweichung.
Der fehlende Auszug kann zum einen daran liegen, dass man prinzipiell nicht in die Rückenspannung geht. Es kann aber auch sein, dass man im Laufe des Schießens müde wird und die Kraft einfach nicht mehr hat.
Lösung
Zuerst muss man feststellen, wann die Abweichungen beim Auszug vorkommen. Dazu sollte man sich über einen längeren Zeitraum beobachten (Video, selbst oder Kollege). Aber Achtung: Wenn man nur wenige Schüsse mit Video aufnimmt, wird man sich bemühen, auch richtig auszuziehen.
Dann könnte man sich einen Ring auf den Pfeil malen und immer so weit ausziehen, ohne allerdings zu schießen. Hier ist es wichtig zu beobachten, wie sich das anfühlt. Das sollte man über einen längeren Zeitraum machen.
Hat man ein Gefühl für den richtigen Auszug, kann man schießen und versuchen, dieses Gefühl bei jedem Schuss zu haben.
Wird man im Lauf einer Parcoursrunde müde, hilft nur, die Kraft im Zugarm aufzubauen.
2) Unterschiedliche Ankerpositiont

Ankert man einmal höher im Gesicht, einmal etwas tiefer, hat der Pfeil beim Abschuss unterschiedliche Winkel.
Lösung
Man braucht einen fixen Ankerpunkt. Dazu ist es von Vorteil, wenn man mehrere Referenzpunkte dazu hat. Solche wären der Zeige- oder Mittelfinger im Mundwinkel und dazu der Daumen unter dem Kieferbogen.
Um das aber auch zu spüren, braucht man einen dünnen Handschuh oder ein passendes Tab. Zu große oder zu dicke Handschuhe machen das nicht möglich.
3) Unsauberes Lösen

Löst man nicht aus der Rückenspannung, geht die Hand nicht von selbst nach hinten. Auch schlechtes Lösen nimmt dem Pfeil Geschwindigkeit.
Lösung
Man muss zuerst in der Lage sein, zu erkennen, ob man z.B. nach vorne gelöst hat. Dazu sollte man sich und das Trefferbild immer beobachten.
Ist man der Meinung, dass es das Lösen war, braucht man sich beim nächsten Schuss nur auf die Rückenspannung zu konzentrieren und die Hand im Gesicht lassen.
4) Bogen beim Lösen nach unten reißen

Wenn man sich, aus welchem Grund auch immer, angewöhnt hat, sofort nach dem Schuss den Bogen nach unten zu reißen, kann es passieren, dass es dadurch zu einem tiefen Treffer kommt. Oft kann man beobachten, dass der Schütze sofort sehen möchte, wo er getroffen hat.
Übung
Man schießt und zählt nach dem Lösen bis 3.
Am besten übt man das zuerst mit geschlossenen Augen auf rund 4 Meter.
Danach kann man das auch auf weitere Entfernungen machen; mit offenen Augen versteht sich.
5) Zu weit nach vorne lehnen

Man will das Ziel treffen und lehnt sich dadurch Richtung Ziel. Logischerweise hat man jetzt eine leichte Bergabstellung eingenommen. Das kann dann zu Tiefschüssen führen.
Ähnliches passiert auch bei Bergaufschüssen. Statt sich vom Hang weg zu lehnen, lehnt man sich nach vor zum Hang. Dadurch hat man unter Umständen ein negatives T, zieht zu kurz und trifft dadurch zu tief.
Lösung
Man wendet die Selbstgesprächsregulation konsequent an. Dabei begleitet man den Schuss mit einem Spruch:
z.B. „Stand - Hand - Anker - Los„
Beim ersten Punkt Stand denkt man dann bewusst daran, wie die Körperhaltung sein muss.
6) Abschusswinkel nicht einstellen können

Logischerweise muss der Abschusswinkel passen, um ein Ziel auch zu treffen. Und das hat mit der Zieltechnik zu tun. Passt der Winkel nicht, kann man mit der besten Schusstechnik nicht treffen.
Einige zielen mit der Pfeilspitze, andere stellten den Winkel nach Gefühl oder mit dem Unterbewusstsein ein. Daneben gibt es noch eine Menge anderer Möglichkeiten das zu tun. Was nun notwendig ist, dass man je nach Zieltechnik das auch übt.
Übungen für Intuitivschützen (=Sammelbegriff für Insinktivschützen und Gap Shooter)
Schützen, die mit dem Gefühl oder dem Unterbewusstsein zielen, also den Abschusswinkel einstellen, müssen die Entfernungen oft üben. Man schießt eine Entfernung so lange, bis man die Höhe halten kann. Dazu geht man schrittweise, beispielsweise in Fünferschritten, vor.
Systemschützen (Point of Aim) bleibt nichts anderes übrig, als die Entfernungen auszuschießen. Dabei empfiehlt es sich, sowohl den Nullpunkt als auch den Umkehrpunkt zu bestimmen.
Übungen für Systemschützen
Schützen, die mit der Pfeilspitze (Point of Aim) oder dem Bogenfenster zielen, müssen die Vorhaltepunkte (den Punkt, auf den sie die Spitze oder das Bogenfenster haten) ausschießen und notieren.
Sonstige Fehlermöglichkeiten
Es gibt natürlich auch noch andere Faktoren, die für zu tiefe Treffer verantwortlich sein können. Ein zu schwerer Pfeil wird mit einem zu schwachen Bogen sicher nicht für weite Entfernungen geeignet sein. Vor allem Kinder laufen allzu oft mit den kurzen Restbeständen vom Papa durch den Wald.
Auch können Umwelteinflüsse, wie Regen oder Wind, für schlechte Treffer sorgen. Da helfen dann nur eine gute Ausrüstung und etwas Wissen über den Einfluss von Regen und Wind.
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