Mieten statt kaufen
Für viele beginnt der Einstieg im Urlaub. Am Urlaubsort wird Bogenschießen angeboten. Einmal probiert und schon hat es einen gepackt. Da muss natürlich ein eigener Bogen her. Aber wie geht man das am besten an? Hier wollen wir einige nützliche Tipps dazu geben. Diese Hinweise richten sich auch an Verantwortliche in Vereinen, die Anfänger aufnehmen und beraten.
Ein Klassiker ist sicher sehr oft, dass man im Urlaub Bekanntschaft mit dem Bogenschießen macht. Viele lernen Pfeil und Bogen auch bei Firmenevents kennen. Hier schießt man allerdings mit Bögen, die alles andere als auf den Schützen abgestimmt sind; klassisches Anfänger-Equipment eben. Und andere wollen wieder von einem Bogentyp auf einen anderen umsteigen. Wer Recurve schießt, will eventuell einen Langbogen probieren und ein Selfbowschütze möchte den Recurve kennenlernen. Sich gleich einen neuen, teuren Bogen mit zu hohem Zuggewicht zu kaufen ist sicher nicht die beste Strategie. An den Bogen, den man sich letztendlich kaufen möchte, sollte man sich besser langsamer herantasten.
Zuerst sollte man sich einmal die Bogenklassen, die für traditionelle Schützen in Frage kommen, ansehen.
Welche Bögen kommen in Frage?
Selfbows (SB)
Diese Art von Bögen wird auch Primitiv-Bogen oder Historical Bow genannt. Zum einen können sie aus einem Stück gefertigt sein oder sie orientieren sich an historischen Vorbildern, die auch aus unterschiedlichen Materialien, wie Horn, Holz und Tiersehnen zusammengesetzt sein können. Gemein ist allen, dass sie sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen reagieren und anfällig für Feuchtigkeit sind. Außerdem ist die Schussleistung, also die Geschwindigkeit, im Vergleich zu anderen Bögen eher gering. Will man auch Turniere schießen, muss man dazu auch noch Holzpfeile verwenden.
Der Einstieg in diese Bogenklasse geschieht oft über einen Bogenbaukurs. Dabei bauen die Teilnehmer, die oft wenig bis keine Ahnung vom Bogenschießen haben, den ersten eigenen Bogen. Leider ist das Ergebnis oft nicht so gelungen. Oft haben die Bögen, so schön sie auch ausschauen mögen, einen Handschock, dass die Plomben aus den Zähnen fallen.
Langbogen (LB)
Langbögen sind aus Holzlaminaten, belegt mit Glas und/oder Carbon, aufgebaut. Die Schussleistung ist wesentlich besser als die der Selfbögen. Billige Langbögen sind aber sehr leistungsschwach. Will man einen guten bis sehr guten Bogen haben, muss man zwischen 800 und 1.200 Euro hinlegen. Und auch hier muss man bei Turnieren Holzpfeile schießen.
Recurve (RC)
Hier ist zuerst einmal zwischen traditionellen Recurves aus Holz und High Tech-Recurves aus Metall zu unterscheiden. Letztere werden bei der IFAA (Intern. Field Archery Assn.) auch zu den traditionellen Klassen gezählt. Natürlich sind beide Klassen leistungsfähiger als Selfbows und Langbögen. Zudem kann man sehr leichte Carbonpfeile schießen. Im Gegensatz zum Langbogen bekommt man hier schon relativ gute Bögen für 300 bis 400 Euro. Aber auch hier kann es bis 2.500 Euro gehen.
Ein guter Einstieg
Will man mit dem Bogenschießen beginnen, ist es nicht ratsam gleich einen teuren, zu starken Bogen zu kaufen.
Wenn man als Anfänger in einen Verein eintritt, besteht oft die Möglichkeit sich einen Vereinsbogen auszuleihen. Meistens passen aber die Pfeile nicht. Also muss man sich die passenden besorgen.
Wer ohne Verein beginnen will oder muss, weil keiner in der Nähe ist, kann auf ein Leihbogen-Angebot eines Händlers zurückgreifen. Bögen kann man sich hier so lange ausleihen, bis man weiß, welchen Bogen man sich endgültig kaufen will. Außerdem kann man hier stufenweise die Zugstärke steigern. Einige Händler bieten auch an, den Bogen am Ende der Leihe zu kaufen.
Beginnt man so, hat es natürlich einige Vorteile. Zum einen ist es wesentlich billiger, als einen Bogen zu kaufen und später festzustellen, dass es doch nicht der Richtige ist. Hat man bei einem Take Down-Recurve die Möglichkeit die Wurfarme zu tauschen, funktioniert das bei einem Langbogen oder einteiligen Recurve nicht. Hier müsste man den ganzen Bogen wechseln. Ist die Bogenklasse unter Umständen doch nicht das Wahre, hat man aber nicht sehr viel ausgegeben.
Anfänger hätten mit einer Leihe auch die Möglichkeit sich über eine mögliche Kreuzdominanz klar zu werden. Man muss nicht unbedingt als Rechtshänder beginnen, wenn man dieses Problem hat (gilt umgekehrt für Linkshänder). Wer als Rechtshänder mit Kreuzdominanz links beginnt und dann doch draufkommt, dass er so nicht schießen kann, schickt den Leihbogen zurück und bekommt dann eben einen Rechtshand-Bogen.
Weiters lernt man mit einem Leihbogen, sein Equipment abzustimmen. Steigert man die Zugstärke, braucht man natürlich immer andere Pfeile. Damit muss man sich wohl oder übel mit der Materie beschäftigen.
Und noch einen Vorteil hat die Sache. Man kann mit einem sehr leichten Bogen beginnen. Damit lernt man eine optimale Schusstechnik wesentlich besser als mit einem zu hohen Zuggewicht. Frauen können hier mit 20, Männer mit 25 Pfund Zuggewicht beginnen. Am Ende hat dann der Bogen bei Frauen 30 bis 35 und bei Männern 35 bis 45 Pfund. Damit kann man dann ziemlich sicher sein, dass man keinen Fehlkauf gemacht hat.
Oft will auch die ganze Familie mit dem Bogenschießen beginnen. Mama, Papa und die Kids sind hellauf begeistert. Leider stellt sich dann heraus, dass die Mama doch lieber was anderes machen will und die Tochter chilled auch lieber mit den Freundinnen. Übrig bleiben Papa und der kleine Torsten. Bei Mietbögen ist das kein Problem.
Und als letzter Vorteil wäre zu nennen. Geht etwas kaputt, weiß man, wohin man sich wenden kann. Reparaturen sind so wesentlich einfacher.
Wer bietet Leihbögen an?
Im Wesentlichen gibt es hier zwei Arten von Anbietern. Zum einen sind es kleine Händler, die nur einige Bögen zur Auswahl haben. Zum anderen bieten große Händler eine große Palette aus ihrem umfangreichen Programm an. Die Bogensportwelt beispielsweise bietet von Langbögen und Recurves bis hin zu Compounds und Zubehör alles an. Pro Bogenklasse stehen mehrere Bögen in den gängigen Zuggewichten zur Auswahl. Und die Preise für so einen Bogen liegen bei rund 70 bis 80 Euro im halben Jahr.
Worauf sollte man nun achten? Zuerst einmal sollte man schauen, wie lange der übliche Mietzeitraum ist. Viele bieten ein halbes Jahr an. Oft gibt es eine Möglichkeit der Verlängerung. Und wenn man den Bogen ein Jahr oder länger gemietet hat, ist er oft schon in Raten abbezahlt und man kann ihn behalten.
Dann sollte man schauen, welche Bögen der Händler im Programm hat. Sind es mehrere, kann man davon ausgehen, dass er gut sortiert ist. Bietet der Händler nur einen Bogen in verschiedenen Zugstärken an, sollte man sich vorher vergewissern, dass der Bogen auch etwas taugt. Dazu kann man einen Experten befragen oder auch in einem Forum nachfragen.
Wichtig ist auch, ob es sich um billige Bögen handelt. Einen Langbogen, der bereits um 100 Euro zu haben ist, braucht man nicht zu mieten.
Ebenfalls muss klar sein, wie das mit dem Ändern des Zuggewichts geregelt ist. Bei einem Take Down-Recurve kann man ja die Wurfarme wechseln. Bei einem einteiligen Recurve und bei einem Langbogen geht das nicht. Wichtig ist daher, wie hier die Regelung ist.
Komplette Neueinsteiger sind sicher mit einem Take Down-Recurve am besten bedient. Hier kann der Bogen, wie schon dargestellt, mitwachsen. Und mit den passenden Pfeilen, wo bei der Erstausstattung eventuell auch der Händler helfen kann, hat man hier auch schon mit geringem Zuggewicht eine ordentliche Leistung.
Fazit
Wer sich also einen Leihbogen nimmt, hat eine Reihe von Vorteilen und schließt Fehlkäufe in der Regel aus. Man kann sich in Ruhe im Klaren werden, ob einem die Bogenklasse gefällt und ob man damit auch zurechtkommt. Außerdem lernt man das Schießen mit leichten Bögen schneller und besser als mit stärkeren und man lernt so nebenbei auch das Setup auf seine Bedürfnisse einzustellen.