Schießen mit Blunt & Co

Wer gerade nicht die Möglichkeit hat auf einen 3-D-Parcours zu gehen, kann trotzdem relativ einfach im Gelände schießen. Dazu benutzt man spezielle Spitzen, die verhindern, dass der Pfeil irgendwo stecken bleibt oder verloren geht. Im Englischen wird das als Stump Shooting oder Roving bezeichnet. Für das Training kann das von Vorteil sein.

Man geht also mit Pfeil und Bogen durchs Gelände und schießt auf verrottete Baumstümpfe, Erdklumpen, Grasbüschel oder Blätter aus unbekannten Entfernungen. Es macht nicht nur Spaß, es ist auch eine Übung zum Aufbau von Fähigkeiten. Dabei verwendet man spezielle Spitzen. Diese müssen das gleiche Gewicht wie die normalen Feldspitzen, die man sonst verwendet, haben.

Im Wesentlichen kann man mit allen Bögen, vom Selfbow bis zum Compound, damit schießen. Die Idee dahinter ist relativ simpel. Man schießt auf alle möglichen Ziele im Gelände. Trifft der Pfeil diesen Gegenstand, wird er gestoppt und überschlägt sich in der Regel. Dadurch ist er leicht zu finden. Auch der Pfeilbruch bei Holzschäften hält sich in Grenzen. Trifft man einen härteren Gegenstand, weil man beispielsweise einen Stein mit einem kleinen Erdhaufen verwechselt hat, macht das auch nicht viel aus. In vermoderten Baumstümpfen bleiben sie sogar stecken, sind aber leicht zu ziehen.

Diese Art ist auch eine großartige Möglichkeit, Kinder an das Bogenschießen heranzuführen. Es ist zum einen relativ ungefährlich, zum anderen auch einfacher.

Varianten

Im Wesentlichen gibt es fünf Varianten. Sie alle sind für unterschiedliche Pfeildurchmesser erhältlich.

Zum einen gibt es den klassischen Gummi-Blunt Es gibt sie nur zum Aufstecken auf den Schaft oder aber auch zum Schrauben in normale Inserts für Carbonpfeile. Blunts zum Stecken gibt es in den Größen 5/16 und 11/32 Zoll. Sie sind relativ billig und oft ab € 1,- zu haben. Schraubblunts sind dagegen rund dreimal so teuer. Wichtig ist, dass man sein normales Spitzengewicht verwendet.
Ein Klassiker ist der sogenannte Judo Point. Er hat gefederte Krallen, was ein Eindringen in loses Unterholz verhindern soll. Aufgrund der Konstruktion sind sie allerdings relativ teuer. Man muss hier schon um die € 10,- rechnen. Es gibt sie ebenfalls zum Aufstecken oder Einschrauben. Mit der Zeit können aber die Federkrallen ausgeleiert oder zerstört werden.
Dieses Problem umgeht der Charlypoint von Tophat. Die Fangarme sind aus Plastik und können sehr einfach ausgetauscht werden. Mit rund € 4,- sind sie auch erschwinglich, vor allem wenn man an die lange Lebenszeit denkt. Es gibt sie allerdings nur zum Einschrauben in den Spitzengewichten 80, 100 und 120 Grain.
Eine sehr einfache Variante sind die Arrowstopper vom gleichen Hersteller. Sie werden einfach auf den eigenen Pfeil aufgesteckt. Damit kommen aber 16 Gramm zum eigenen Spitzengewicht dazu. Es gibt sie zwar in unterschiedlichen Durchmessern, aber eben nur in einem Gewicht.
Wesentlich teurer, nämlich rund € 20,-, ist der Crown Judo Point ebenfalls von Tophat. Hier sind sowohl eine Spitze als auch Plastikfäden zum Stoppen vorhanden.

Training

Will man diese Spitzen im Training einsetzen, muss man zuerst darauf achten, dass das Spitzengewicht dem eigenen entspricht. Nicht alle Spitzen sind in allen Gewichten zu haben. Ist nämlich die Entfernung sehr groß, wird ein höheres Spitzengewicht und ein geänderter FOC (Front of Center) zum Problem. Auch der Luftwiderstand beim Gummi-Blunt kann sich bei weiten Schüssen auf die Höhe der Trefferlage auswirken.

Geht man durch das Gelände und schießt auf unterschiedliche Entfernungen, lernt man mit der Zeit wesentlich besser diese einzuschätzen. Die Entfernung kann gefühlsmäßig oder auch in genauen Meterangaben sein. Je nach Zieltechnik wird der eine nur eine ungefähre Vorstellung von der Entfernung brauchen, ein Systemschütze wird allerdings um die genaue Entfernung in Metern nicht herumkommen. Schießt man nämlich immer nur auf 3-D-Tiere, gewöhnt sich das Unterbewusstsein an diese Größen. Fehlen diese Ziele muss man sich am Gelände orientieren, da die Vergleichswerte 3-D-Tier und Umgebung fehlen.

Schießt man nun oft so im Gelände, wird sich das Entfernungsschätzen – gefühlt oder bewusst – mit der Zeit von selbst einstellen. Wer das aber gezielt machen will, sollte folgendermaßen vorgehen. Man schießt auf einen Gegenstand im Gelände. Dann analysiert man bei einem zu kurzen oder langen Schuss die Entfernung. Danach misst man mit einem Entfernungsmesser nach, um seine Einschätzung zu bestätigen oder zu widerlegen.

Natürlich wird dabei auch die Schusstechnik trainiert. Man kann sich nämlich, anders als in einem 3-D-Parcours, an alle beliebigen Abschusspositionen stellen. Man muss keine Angst haben, dass der Pfeil abprallt und zu einem gefährlichen Geschoss wird. Auch Pfeile, die direkt am Boden treffen, werden in der Regel gut gebremst oder überschlagen sich. Wer also alle möglichen Schüsse, wie bergauf, bergab, am Hang entlang, über einen oder zwei Hügel oder über einen Graben trainieren will, findet beim Roving wesentlich mehr Möglichkeiten als auf einem Parcours.

Und wer den Wettkampf liebt, kann sich auch hier mit einem Kollegen messen. Jeder Treffer gibt einen Punkt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Abstand des Pfeils zum Ziel zu messen und dann dem besseren Schützen einen Punkt zu geben. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

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