Turniere schießen ... Warum?

Bogenschießen macht Spaß. Das dürften unsere Leser wohl alle so sehen. Nun gibt es aber unterschiedliche Herangehensweisen. Die einen wollen nur Spaß haben und auf Parcours die Landschaft genießen, andere sehen das Bogenschießen aber als Sport und wollen sich bei Wettkämpfen mit anderen Schützen messen. Hier wollen wir vor allem den Hobbyschützen zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, auch bei hochwertigen Turnieren teilzunehmen.

Hobby versus Sport
In normalen Zeiten finden vor allem in Österreich und Deutschland fast jedes Wochenende Turniere statt. Dabei ist ein großer Teil davon als Hobby- oder Breitensport einzuordnen. Darunter versteht man, dass es keine fixen, auch kontrollierte Regeln gibt. Der Veranstalter lehnt sich dabei zwar an internationale Regeln von IFAA (International Field Archery Association) oder WA (World Archery) an, kontrolliert aber nicht deren Einhaltung. Den Teilnehmern ist es selbst überlassen, die Regeln zu interpretieren. Üblicherweise passiert das bei einem 3-D-Turnier in der Gruppe. Das kann dann dazu führen, dass die offiziellen Regeln der Verbände von den Teilnehmern gar nicht oder nur ansatzweise, vom Hören-Sagen gekannt werden oder aber diese unterschiedlich ausgelegt werden. Dadurch gibt es sehr viele Entscheidungen, die das Ergebnis verfälschen. Eine Gruppe sieht eine Situation so, eine andere vielleicht anders. Ob der Ring durchschossen oder nur berührt ist, wird häufig unterschiedlich gesehen.

Wer also zu solchen Turnieren geht, muss damit rechnen, dass es teilweise sehr ungenau zugeht. Das mag für reine Hobbyschützen egal sein. Sportlich orientierte Schützen haben dabei aber oft einen Nachteil. Welche 3-D-Turniere gibt es nun auf nationaler und internationaler Ebene und was sind die Voraussetzungen?

Nationale Meisterschaften:
Die Teilnehmer der österreichischen Meisterschaft nach IFAA am Einschussplatz.
Regeln bei Meisterschaften:
Bei solchen Tunieren wird streng nach dem Reglement geschossen, z.B. mit Walk Ups.

Internationale Verbände

World Archery (WA) veranstaltet sowohl Welt-, als auch Europameisterschaften im 3-D-Bereich. Dazu sind allerdings nur 3 Teilnehmer (männlich und weiblich) in der allgemeinen Klasse pro Land zugelassen. Es gibt nur 4 Bogenklassen: Compound, Barebow, Traditional Bow und Langbogen. Damit sind insgesamt pro Land nur 24 Teilnehmer möglich. Um hier mitmischen zu können, muss man sich im jeweiligen Land qualifizieren, oder man wird vom Verband (DSB und FAAS) entsandt.

Hier ist eigentlich nur der ÖBSV aktiv. Bei Ranglisten-Turnieren, die über das ganze Jahr laufen, muss man sich für die jeweiligen Klassen qualifizieren. Und der Verband beschickt regelmäßig die volle Anzahl an Startern.

Die International Field Archery Association (IFAA) veranstaltet offene Welt- und Europameisterschaften nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst„. Es kann sich also jeder anmelden, der zumindest 2 Turniere nach dem Reglement der IFAA geschossen hat, egal wie gut man dabei ist. Es soll nur sichergestellt werden, dass sich die Teilnehmer einigermaßen im Reglement auskennen. Ob das dann so ist, steht auf einem anderen Blatt. Und noch etwas ist hier anders: Es gibt 12 Bogenklassen, 5 Altersklassen und das für Männlein und Weiblein. Das ergibt über 100 Klassen bei solchen Meisterschaften, da ist für jeden etwas dabei.

Nationale Verbände in A, D und CH

Österreich: Es gibt aber auch Turniere, die nach festen, auch kontrollierten Regeln ablaufen. In Österreich wird vom ÖBSV (Österreichischer Bogensportverband) zwischen Leistungssport- und Breitensport-Turnieren unterschieden. Bei ersteren sind bestimmte Rahmenbedingungen vom Verband vorgegeben, darunter auch, dass Schiedsrichter anwesend sein müssen. Hier wird auf die Einhaltung der Regeln sehr genau geachtet. Die Teilnahme ist offen, solange Startplätze frei sind.

In Deutschland gibt es bekanntlich drei Verbände: Den DSB (Deutscher Schützenbund), den DFBV (Deutscher Feldbogen Sportverband) und den DBSV (Deutscher Bogensportverband).

Der DSB veranstaltet nur eine Deutsche Meisterschaft 3-D. Diese läuft nach den internationalen Regeln der WA ab. Sonst engagiert sich dieser Verband nicht im 3-D-Bereich. Der DFBV veranstaltet Ligen und deutsche Meisterschaften. Dazu kann sich jeder anmelden. Für das Finale einer DM muss man sich allerdings über diese Turniere qualifizieren. Alle Turniere laufen nach der Sportordnung des Verbandes. Schiedsrichter wie in Österreich gibt es allerdings nicht. Und der DBSV verfährt gleich. Hier gibt es auch eine Wettkampfordnung, nach der alle ausgeschriebenen Turniere ablaufen.

In der Schweiz ist die Turnierszene recht überschaubar. Die wenigen 3-D-Turniere werden nach dem FAAS 3-D-Schießreglement oder FAAS-Light veranstaltet. Dabei dürfte FAAS-Light in die Kategorie Breitensport oder Hobby eingeordnet werden.

Der Reiz von Turnieren

Wer öfters bei Turnieren teilnimmt, kennt es: Turniere haben ihren Reiz. Zum einen kommt man in Gegenden, in die man normalerweise nie kommt. Turniere werden logischerweise nicht in Ballungszentren veranstaltet.
Zum anderen trifft man dort nur Gleichgesinnte. Man kann also ungehemmt über Bogenschießen reden. Erzählt man im Unterschied dazu in seinem Bekanntenkreis etwas über das Thema, wird man normalerweise eher ein Gähnen ernten. Auch gibt es bei solchen Veranstaltungen viele, die von der Materie eine Ahnung haben. Also kann man auch hier sein Wissen erweitern.

Für Familien mit Kindern bietet es auch die Möglichkeit, die Freizeit für die Kids aufregend zu gestalten. Mit dem Zelt am Wochenende unterwegs zu sein, ist sicher eine Erfahrung, die nicht viele machen können. Und das Wandern macht den Kleinen mit dem Bogen auch mehr Spaß, als nur mit den Eltern die Landschaft zu genießen. Sie lernen dabei „Naturverbundenheit".

Für viele steht dabei der Leistungsgedanke nicht an erster Stelle. Obwohl man sich auch hier mit anderen misst, ist das Erlebnis das wichtigste. Wer es so sieht, braucht natürlich für Training wenig Zeit aufwenden. Trotzdem wollen aber alle treffen. Oft kommt Ehrgeiz auf und die Leute beginnen, sich mit Schuss- und Zieltechnik zu befassen. Nicht jeder ist nämlich zufrieden im letzten Drittel zu landen; auch wenn oft als Ausrede für schlechte Leistung das Naturerlebnis herhalten muss.

Wer leistungssportlich orientiert ist und bei WA-Meisterschaften mitmachen möchte, muss das Bogenschießen als Sport betrachten. Dazu gehört, dass man regelmäßig trainiert. Dazu gehört aber auch, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. Ähnlich ist es bei internationalen Meisterschaften. Bei WA-Welt- oder Europameisterschaften sind die besten eines Landes vertreten. Um dorthin zu kommen, muss man einiges am Kasten haben. Und das geht nur mit einer leistungssportlichen Einstellung; also viel Training.

IFAA-Meisterschaften dagegen sind für alle offen. Obwohl auch hier ein gewisser Prozentsatz Leistungsschützen antritt, die sich die Medaillenränge untereinander ausmachen, sind reine Hobby-Schützen hier gerne gesehen. Und auch hier gilt, dass man normalerweise an diese Orte auf der Welt sonst nie kommen würde. Wer kennt schon Luis Trichard (Südafrika), Jenkton (USA), Scarlino (Italien) oder Rovaniemi (Finnland: übrigens die WBHC 2023).

Großer internationaler Event:
Eröffnungsfeier bei der EBHC 2022 in Confolens/Frankreich
EBHC 2018:
Der Einmarsch der Nationen in Oberwiesental.
Leute treffen:
Bei internationalen Meisterschaften lernt man viele interessante Menschen kennen.

Vorbereitung für internationale Turniere

Wer sich einmal entschieden hat, an einer WBHC oder EBHC teilzunehmen, sollte sich dazu aber vorbereiten. Für die meisten kommen sicher nur Meisterschaften der IFAA in Frage. Diese finden alternierend alle zwei Jahre statt; also in einem Jahr eine Europameisterschaft (EBHC, EFAC, EIAC), das Jahr darauf eine Weltmeisterschaft (WBHC, WFAC, WIAC).

Zuerst einmal muss man sich über seine Bogenklasse im Klaren sein. Die 12 Bogenklassen sind genau definiert. Wer beispielsweise einen Hybridbogen schießt, muss wissen, dass man damit in der Traditional Recurve-Klasse antreten muss. Also vorher genau die Definitionen der Bogenklasse studieren und danach sein Equipment abstimmen.

Dann sollte man sich über den Ablauf einer solchen Veranstaltung informieren. Was sind die Voraussetzungen? Dazu zählt, dass man zwei Turniere vorher nach diesem Modus geschossen haben muss, um überhaupt teilnehmen zu können. Und diese müssen in die sogenannte Green Card eingetragen sein.

Als Nächstes sollte man sich informieren, wie die Anmeldung und die Bogenkontrolle ablaufen und was man dazu alles mithaben muss.

Auch ist der Ablauf eines Turniertages anders als bei Hobby-Turnieren. So gibt es jeden Tag ein Briefing, wo der Veranstalter aktuelle Informationen bezüglich Transport zu den Parcours, Gegebenheiten im Gelände usw. bekanntgibt. Man marschiert zum Beispiel auch nicht gruppenweise zur ersten Scheibe, sondern man trifft dort seine Kollegen für den ersten Tag. Von Tag 2 bis 4 werden die Gruppen laut Ergebnisliste zusammengestellt. Wer sich rangmäßig verändert, wird also jeden Tag mit anderen Schützen zu tun haben.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Regeln. Diese sollte man kennen. Der erste auf der Liste ist immer Target Captain. Er und nur er hat Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört, ob ein Pfeil den höheren Wertungsbereich berührt oder nicht. Wer sich hier nicht auskennt, macht keine gute Figur!

Fazit

Auch wer keine Ambitionen hat, Weltmeister zu werden, für den ist es aber eine unglaubliche Erfahrung, bei einem solchen Event mal dabei gewesen zu sein. Und nicht wenige können gar nicht genug davon bekommen und sind regelmäßig dabei.

Man lernt viele interessante Menschen aus aller Welt kennen und nicht selten entwickeln sich daraus Freundschaften. Und noch eines kann passieren. Dass man plötzlich eine Liebe zu einem Land entwickelt und danach immer wieder seinen Urlaub dort verbringt.

Wer also seinen Erfahrungshorizont auf ein neues Level heben möchte, sollte das einmal für seine Planungen für die nächsten Jahre mitberücksichtigen.

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