Die Nase ist im Weg

Ja, das soll es geben! Man schlägt mit der Sehne an der Nase an. Und das tut dann höllisch weh. Nicht jeder hat damit zu kämpfen, aber wenn es einen trifft, sollte man sich etwas überlegen. Dauernd eine blutende Nase zu haben, ist auch nicht prickelnd.

Immer wieder kommt es vor, dass sich Schützen die Nase blutig schießen. Fast bei jedem Schuss fährt dann ein stechender Schmerz durch den Körper. Und das, obwohl man sauber ankert und löst. Da der Mensch aber darauf programmiert ist, Schmerz zu vermeiden, versucht man alles, eben nicht an der Nase anzuschlagen.

Ein Effekt kann dann sein, dass man beim Abschuss immer zuckt, also die Augen kurz schließt. Weil das Unterbewusstsein einen Schmerz erwartet, werden die Augen schon vor oder zeitgleich mit dem Schuss kurz fest zusammengezwickt. Dass das nicht für Präzision sorgt, liegt auf der Hand.

Gründe
Was können nun die Gründe dafür sein? Warum schlagen einige an, andere wiederum nicht?

Grund Nr. 1
Der Kopf wird oft zu wenig Richtung Ziel gedreht. Das kann daran liegen, dass man im Nackenbereich zu wenig beweglich ist. Es kann ein körperliches Problem sein, oder aber auch ein Ergebnis von zu wenig Bewegung. Übungen, die die Beweglichkeit der Hals- und Nackenmuskulatur stärken, wären daher anzuraten.
 
Grund Nr. 2
Der Kopf wird zu sehr geneigt. Dadurch stehen Sehne und Augenachse nicht mehr im rechten Winkel zueinander. Die Sehne steht schon vor dem Abschuss so, dass sie die Nase streifen muss. Löst man nun, muss die Sehne unweigerlich die Nase treffen.
Grund Nr. 3
Viele Schützen achten nicht oder zu wenig auf ihren Stand. Manchmal stehen sie parallel, manchmal offen und hin und wieder auch überdreht. Und genau Letzteres kann dazu führen, dass man dann den Kopf nicht mehr weit genug Richtung Ziel drehen kann. Es passiert also das Gleiche wie bei Punkt 2 vorher beschrieben.
Grund Nr. 4
Und natürlich kann auch eine zu große Nase der Grund sein. Hier ist dann guter Rat teuer. Aber auch dafür gibt es eine Lösung.
 

Vermeidungsstrategien
Damit man sich nicht permanent auf die Nase haut, versucht man bewusst oder unbewusst das zu vermeiden. Es wird dann bewusst falsch geschossen. Man sucht eine Ankerposition, bei der man sicher ist, dass die Nase nicht im Weg ist.

Vermeidungsstrategie 1
Um das Anschlagen zu verhindern, wird weit vor dem eigentlichen Ankerpunkt geankert. Da ist dann die Sehne weit vor dem Mundwinkel. Dadurch kann man auch den Auszug nicht immer gleich halten. Man zieht einmal mehr, einmal etwas weniger. Dadurch hat der Pfeil unterschiedliche Geschwindigkeiten. Zudem ist es damit unmöglich in die Rückenspannung zu kommen. Das Ergebnis ist, dass die Finger nach vorne aufgehen.
Vermeidungsstrategie 2
Eine gern genommene Variante ist auch, dass man auf der Wange oder sogar daneben, also in der Luft ankert. Damit kann man ebenfalls den Auszug nicht konstant halten. Ankert man neben dem Gesicht, ist es auch unmöglich in die Rückenspannung zu kommen. Und noch etwas passiert dann beim Lösen. Die Hand wird zur Seite, weg vom Gesicht, gerissen. Und das hilft der Präzision bestimmt nicht.

Lösungen
Nun stellt sich die Frage, was man tun kann, wenn man dieses Problem hat. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei dazugesagt werden muss, dass nicht jede Variante auch bei jedem zum Erfolg führt.
Wenn man die einzelnen Varianten ausprobiert, ist es ratsam, einen Kollegen zu bitten, darauf zu achten, wo die Sehne vor dem Abschuss steht. Ist zu sehen, dass die Sehne nicht anschlagen wird, gibt es ein Ok.

Lösungsmöglichkeit 1
Man baut in den Schussablauf bewusst ein, dass man den Kopf Richtung Ziel dreht. Das kann man am besten, indem man sich das z.B. innerlich vorsagt: Kopf drehen - Auszug - Ankern - Rückenspannung - los
 
Lösungsmöglichkeit 2
Dazu versucht man offen zu stehen. Dadurch vergrößert sich das Dreieck Pfeilauflage - Bogenschulter - Ankerpunkt. Wichtig ist dabei aber, dass man so ankert, dass die Sehne vor dem Auge ist.
Lösungsmöglichkeit 3
Man versucht, in der Hüfte etwas abzuknicken. Auch dadurch kann man das Dreieck Pfeilauflage - Bogenschulter - Ankerpunkt vergrößern.
Lösungsmöglichkeit 4
Eine Alternative wäre auch, dass man den Bogen leicht umlegt. Auch wenn das bei einem Recurveschützen prinzipiell nicht notwendig ist, sollte man das versuchen. Wie weit man umlegen sollte, hängt von der Nase ab. Auch hier kann ein Kollege helfen. Allerdings muss man dann üben, immer die gleiche Neigung zu erwischen.
Lösungsmöglichkeit 5
Und wenn nichts anderes mehr hilft, muss man die Nase mit einem Heftpflaster oder Gummiband oder Ähnlichem weghalten. Sieht zwar nicht optimal aus; aber wenn´s hilft und schön macht.

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