Training und Taktik für weite Entfernungen

Diese Methoden sind hauptsächlich für Schützen gedacht, die nationale oder internationale IFAA-Meisterschaften schießen.

IFAA-Entfernungen:
Gruppe 1: bis 54 m
Gruppe 2: bis 41 m
Gruppe 3: bis 31 m
Gruppe 4: bis 18 m

Ein wunderschöner Schuss. Die Scheibe steht wunderschön in der Landschaft, das Sonnenlicht bringt den Hirsch wunderschön zu Geltung. Da ist nur ein kleines Problem: Die Scheibe ist sauweit entfernt.


Was also tun? So mancher „Experte“ wird hier zum bes­ten geben: „Einfach ins Kill schauen und paff …“ Wenn´s nur so leicht wäre. Durch Zufall kann so manche Scheibe getroffen werden. Ein Test wäre einfach einen zweiten Pfeil zu schießen. Wenn der wieder trifft, dann ist es tatsächlich Können. Liest man so in diversen Foren, bekommt man alle möglichen Ratschläge. Die meisten beschäftigen dabei mit Übungsmethoden, obwohl sie´s selbst höchstwahrscheinlich gar nicht machen.

Man muss grundsätzlich mal unterscheiden: Welche Übungen können im Training gemacht werden, um auf solche Situationen vorbereitet zu sein? Als zweites ist für mich Taktik ein Thema. Da man nicht alles üben kann, sollte man sich Strategien überlegen, wie man bei weiten Schüssen vorgehen könnte, um die Wahrscheinlichkeit eines Treffers zu erhöhen.

Trainieren
Natürlich ist es sinnvoll, jede nur erdenkliche Situation zu üben. Bei weiten Schüssen geht es vor allem um die Zieltechnik. Wie bringe ich den Bogenarm in den richtigen Abschusswinkel. Dass natürlich auch die Schusstechnik und hier vor allem der Auszug und die Rückenspannung passen müssen, ist natürlich Voraussetzung.

Bei Bowhunter-Turnieren der IFAA können Gruppe 1-Scheiben bis 54 Meter stehen, bei IFAA-Feldbogenturnieren sogar bis 72 Meter. Ich persönlich bin der Meinung, dass Entfernungen über 50 Meter für traditionelle Bögen zu weit sind. Hier ist es auch für geübte Schützen oft nur mehr Zufall, wenn sie treffen. Gute Schützen dürften hier aber statistisch öfter treffen als weniger gute. Training macht also nur bis zur Maximalentfernung von 54 Meter wirklich Sinn. Alles was darüber hinausgeht, sollte man anders bewältigen.

Übungsmethode 1: Ich schieße möglichst viele Pfeile auf Distanzen zwischen 40 und 54 Meter. Man sollte dazwischen aber immer wieder kürzere Schüsse einbauen. Wenn man also einen Tag am Parcours verbringt, sollte man sich die weiten Schüsse aussuchen und diese öfter schießen. Da kann man ohne weiteres 10 mal je sechs Pfeile auf eine Scheibe schießen. Aber Achtung: Man muss dabei immer die Entfernung ändern. Mal 45, das andere Mal 50 usw. Da weite Schüsse auf den permanenten Parcours eher Mangelware sind, kann man sich nur so helfen.

Methode 1: Möglichst viele Pfeile auf unterschiedlich weite Entfernungen.


Übungsmethode 2:
Bei Turnieren der IFAA werden bei Gruppe 1- und Gruppe 2-Scheiben so genannte Walk ups geschossen. Dabei geht es bei dieser Gruppeneinteilung nicht um die Scheiben- sondern um die Killgröße. Bei der Gruppe 1 liegt der weiteste Pflock bei maximal 54 Meter. Der zweite und dritte liegen jeweils rund 4,5 Meter näher zum Ziele. Auch wenn es keine Walk up-Pflöcke gibt, sollte man immer drei Schüsse machen und dabei jeweils rund 4 Meter vorgehen.

Methode 2: Regelmäßiges Schießen von Walk ups bei Gruppe 1 und 2.
Methode 3: Bewusstes Wechseln zum Systemschießen bei weiten Schüssen.


Übungsmethode 3:
Man kann ohne weiteres für weite Entfernungen zwischendurch die Zieltechnik wechseln. Man könnte zum Beispiel zwischendurch mit einem System schießen. Dazu könnte ich die Pfeilspitze verwenden. Und genau das muss vorher aber geübt werden. Folgende Vorgangsweise wäre denkbar.

  • Ich suche meinen Nullpunkt. Das ist jene Entfernung, bei der ich die Pfeilspitze genau ins Ziel halten kann.
  • Dann stelle ich mich 54 Meter vor eine Scheibe und halte die Spitze genau drauf. Hat der Pfeil nun z.B. einen Meter zu tief getroffen, muss ich eben für die Maximalentfernung um diesen einen Meter höher zielen.
  • Das könnte man für die Entfernungen 55, 50, 45 und 40 Meter machen und üben.
  • In einem IFAA-Turnier bräuchte ich nicht mal die Entfernung zu schätzen. Halben Meter drüber usw.



Übungsmethode 4:
Ich schaue als Instinktiv-Schütze bei weiten Entfernungen z.B. bei 54 Meter nicht auf den Kill, sondern auf die Rückenlinie oder leicht darüber. Das muss allerdings geübt werden.

Methode 4: Bei weiten Entfernungen schaut man als Instinktiv-Schütze auf die Rückenlinie.
Methode 5: Beim Gap Shooting kann man zum „gefühlten“ richtigen Abschusswinkel noch zusätzlich einen Arm etwas anheben.


Übungsmethode 5:
Wenn man die Zielmethode Gap Shooting verwendet könnte man Folgendes üben. Ich schaue wie gewohnt auf das Ziel und bringe meinen Arm in den richtigen Abschusswinkel und hebe bei weiten Entfernungen bewusst noch einmal etwas an. Diesen Extrawert könnte man sich für bestimmte Entfernungen antrainieren.

Übungsmethode 6: Schieß im Training weitere Entfernungen als im Turnier. Wer bei Entfernungen ab 35 Meter Probleme hat, sollte Folgendes machen. Man schießt immer 3 bis 5 Meter weiter, als es im Turnier üblich ist. Damit erreicht man eine Gewöhnung an weite Entfernungen und die weiten Scheiben im Turnier erscheinen dann wesentlich einfacher zu schießen.

Methode 6: Man schießt im Training weiter, als man es im Wettkampf erwartet.
Methode 7: Schießen mit einem Entfernungsmesser. Damit bekommt man ein Gefühl für Entfernungen.


Übungsmethode 7:
Um ein Gefühl für Täuschungen und weite Entfernungen zu bekommen, kann man ohne weiteres auch einen Entfernungsmesser verwenden. Damit kann ich zum einen genau die Entfernungen messen, die ich trainieren möchte, zum anderen bekommt man aber auch ein Gefühl für Entfernung und fällt nicht so leicht auf Täuschungen rein.
Aber aufgepasst: Man sollte vorher nie selbst messen. Das könnte der Trainingspartner machen. Misst man selbst, sollte man das immer nur nachher tun.


Taktik in Turnieren

Weite Entfernungen sind immer ein Problem bei Turnieren. Hier kann man viele Punkte liegen lassen. Deshalb könnte man auch hier taktisch vorgehen, sich also eine Vorgehensweise bereits vorher überlegen und dann bei den passenden Situationen umsetzen.

Beispiel 1: Ich ziele beim ersten Walk up der Gruppe 1 mit der Pfeilspitze auf den Rücken, beim zweiten Walk up-Pflock (sollte man nicht getroffen haben) genau ins Ziel und beim dritten Walk up-Pflock schieße ich wieder instinktiv.

Beispiel 2: Ich schaue (als Instinktivschütze) beim ersten Walk up der Gruppe auf den Rücken der Scheibe, beim zweiten Walk up-Pflock (sollte man nicht getroffen haben) auch auf die Rückenlinie und beim dritten Walk up-Pflock schaue ich genau ins Ziel.

Beispiel 3: Ich schieße bei allen Gruppe 1-Scheiben mit einem System, bei allen andern instinktiv.
Mit diesen Übungsmethoden und einem taktischen Vorgehen kann man die Wahrscheinlichkeit erhöhen, auf weite Entfernungen zu treffen. Geht man taktisch vor, kann man zum einen fehlendes Training damit eventuell kompensieren, kann aber auch damit das Ergebnis auch bei gutem Trainingsstand verbessern. Wenn es nicht gleich klappt, muss man eben die nötige Zeit für das Training / das Üben aufbringen. Die auf weite Entfernungen gut schießen tun das bestimmt.

Für Entfernungen über 55 Meter kann man eigentlich nur mehr taktisch vorgehen. Wer auf 90 Meter schießen muss, und das sehr selten vorher getan hat sollte sich ein System zurechtlegen. So unter dem Motto: „Ich probier es mal mit der Pfeilspitze 3 Meter über dem eigentlichen Ziel.

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